Zierpflanzenbau
Der Zierpflanzenbau ist eine vielseitige Sparte innerhalb des Gartenbaus. In Deutschland gibt es etwa 3.700 reine Zierpflanzenbau-Betriebe. Sie produzieren im Gewächshaus oder im Freiland Beet- und Balkonpflanzen, blühende und grüne Zimmerpflanzen sowie Schnittblumen. Manche Gärtnereien kultivieren ein breites Sortiment, andere haben sich auf einzelne Kulturen spezialisiert, zum Beispiel auf Jungpflanzen, Orchideen oder Heidegewächse.
Strukturwandel im Zierpflanzenbau
Ebenso wie andere Bereiche des Agrarsektors unterliegt der Zierpflanzenbau einem Strukturwandel. Die Zahl der Betriebe nimmt ab, während die Gesamtproduktionsfläche in etwa konstant bleibt, die verbleibenden Betriebe werden also größer. Unterstützung erhalten sie unter anderem durch Verbände, Berater oder Lehr- und Versuchsanstalten. Fachzeitschriften, Veranstaltungen und Messen dienen als weitere Informationsquellen. Zum Umfeld der Branche gehört eine spezialisierte Zulieferindustrie, von der die Betriebe Töpfe, Dünger und Substrate, Pflanzenschutzmittel und Nützlinge, Maschinen oder Gewächshäuser mit der dazugehörigen Ausstattung beziehen.
Die Gärtner vor Ort repräsentieren den Zierpflanzenbau ebenso wie international tätige Unternehmen. Die Niederlande sind als Drehkreuz für Blumen und Pflanzen bekannt. In Afrika hat sich die Produktion von Schnittblumen und Jungpflanzen etabliert. Viele unserer Supermarkt-Rosen stammen von dort, aber auch viele Stecklinge beliebter Beet- und Balkonpflanzen oder Topfpflanzen. Umgekehrt werden zum Beispiel Heidepflanzen aus deutscher Produktion erfolgreich nach Skandinavien exportiert. Einige Jungpflanzenbetriebe aus Deutschland vermarkten ihre Züchtungen mit Erfolg in zahlreichen Ländern.
Vom Zierpflanzenbau zum Verbraucher
Ein Teil der deutschen Zierpflanzenbau-Betriebe setzt seine Pflanzen über Großhändler und Vermarktungsorganisationen ab, die ihrerseits Fachgeschäfte oder Handelsketten beliefern, ein Teil verkauft sie direkt an die Verbraucher, manche nutzen auch beide Wege. Dienstleistungen wie Floristik oder Grabpflege ergänzen das Angebot vieler Fachbetriebe mit Endverkauf.
Jeder Deutsche gibt jährlich etwa 105 Euro für Blumen und Zierpflanzen aus, der Gesamtmarkt nach Einzelhandelspreisen hat ein Volumen von rund 8,6 Milliarden Euro (inklusive Blumenzwiebeln, Stauden, Gehölze und Kräuter). Die beliebtesten Pflanzen für draußen sind Callunen (Heide), Pelargonien (Geranien), Violen (Stiefmütterchen, Hornveilchen), Chrysanthemen und Petunien. Für drinnen sind es Orchideen, Poinsettien (Weihnachtssterne), Topfrosen, Kalanchoe und Cyclamen (Alpenveilchen). Rosen, Tulpen und Chrysanthemen führen bei den Schnittblumen die Liste nach Umsatz im Einzelhandel an, gefolgt von Sonnenblumen und Gerbera.
Die Verbraucher kaufen Blumen und Pflanzen einerseits im Fachhandel (Gärtnereien, Gartencenter, Blumengeschäfte, Wochenmärkte), andererseits in Baumärkten und Supermärkten, bei Discountern und Sonderpostenmärkten, in Möbelhäusern oder auch an Tankstellen. Der Online-Handel bietet ebenfalls entsprechende Produkte an. Da vor allem ältere Menschen Blumen und Pflanzen kaufen, versucht die Branche, mit verschiedenen einfallsreichen Marketing-Kampagnen auch jüngere Menschen für Pflanzen zu begeistern.
Zierpflanzenbau: hoch technisiert und dennoch familiär
Die Arbeit im Zierpflanzenbau ist vielseitig und anspruchsvoll, sie hat mit „Schubkarre und Strohhut“ schon lange nichts mehr zu tun. Die Wachstumsbedingungen im Gewächshaus sind computergesteuert, viele Arbeitsschritte werden durch Maschinen unterstützt. Exakte Berechnungen sind Voraussetzung bei Düngung und Pflanzenschutz. Damit gehört der Zierpflanzenbau zu den MINT-Fächern (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik), die für Innovationen und Fortschritt stehen.
Eine Ausbildung zum Zierpflanzengärtner dauert regulär drei Jahre. Später kann sich eine Fortbildung zum Meister oder Techniker anschließen. Möglich ist auch ein Gartenbau-Studium an einer Fachhochschule oder Universität. Viele expandierende Betriebe sind heute auf qualifizierte Fach- und Führungskräfte angewiesen, auch an Standorten im Ausland. Wichtig sind ebenso die Saisonkräfte, die die unvermeidlichen Arbeitsspitzen abfangen. Trotz aller Veränderungen ist der Zierpflanzenbau immer noch eine überschaubare, familiäre Branche.